Der weltbekannte Begründer des „Theaters der Unterdrückten“ ist an den Folgen von Leukämie gestorben
Der brasilianische Theatermacher Augusto Boal, der Begründer des „Theaters der Unterdrückten“ und des „Unsichtbaren Theaters“, ist tot: Der an Leukämie erkrankte Boal starb laut brasilianischen Medienberichten am Samstag (2. Mai) 78-jährig in Rio de Janeiro. Auf dahingehende Medienberichte wies die Tageszeitung „Der Standard“ die APA hin. Boal habe mit seiner Arbeit als Theaterdirektor, Regisseur und Dramaturg „mehrere Generationen in unserem Land und auch international inspiriert“, sagte Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva laut eines Online-Berichts der brasilianischen Zeitung „O Globo“.
Boal war auch mehrere Male in Österreich aktiv. „Theater soll nicht die richtigen Antworten geben, sondern die Zuschauer dazu bringen, die richtigen Fragen zu stellen“, hatte der UNESCO-„Botschafter des Theaters“ 2004 bei einer Pressekonferenz in Wien gesagt.
Boal wurde am 16. März 1931 geboren und wurde in den 1950ern und 1960ern zu einem der bedeutendsten Theater-Aktivisten Südamerikas. Der Theaterpädagoge und Autor widmete sich den politischen Implikationen des Theaters, und wollte dieses für alle zugänglich machen. Der Zuschauer sollte selbst aktiv sein. Während der Militärdiktatur musste er Brasilien verlassen und lebte laut „O Globo“ in den 1970ern im Exil in Lissabon. 2008 wurde er laut dem Bericht für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Zuletzt hatte sich Boal zur weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geäußert: Diese war nach seiner Ansicht „schlechtes Theater mit trister Handlung, bei dem einige viel verdienten und viele alles verloren“. In seiner Botschaft zum diesjährigen Welttheatertag (27. März) des Internationalen Theaterinstituts (ITI), meinte Boal, „wir sitzen immer noch als Zuschauer in den hintersten Rängen des Zuschauerraums“.