Linz 09: Theaterschwerpunkt
im Sommer

Linz Europäische Kulturhauptstadt 2009 bereitet sich auf seinen zweiten Theaterschwerpunkt von 28. Juli bis 2. September vor. Die Produktionen – Auftragswerke nur für Linz, Koproduktionen und Gastspiele – haben dabei ihre Bühne im öffentlichen Raum. Der stellvertretende Linz09-Intendant Ulrich Fuchs und der Künstlerische Leiter des Bereiches Darstellende Kunst Airan Berg haben eine Vorschau in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz präsentiert.

Der zweite Teil von „Theaterlust“ bei Linz09 hat die Bezeichnung „Sonnenbrand“ und zeigt auf dem Plakat ein Brathendl – nach dem ersten Teil „Schneesturm“ zu Jahresbeginn mit einem Tiefkühlhuhn auf dem Plakat. Sollte die Witterung eine Aufführung im Freien nicht erlauben, ist eine Verschiebung oder eine Verlegung in einen geschlossenen Raum vorgesehen. Insgesamt sind 15 Produktionen geplant, dazu kommen noch Mitwirkungen unter anderem beim traditionellen Linzer Pflasterspektakel.

Die Projekte umfassen u.a. eine von der österreichischen Theatergruppe „theaternyx“ als Geistergeschichte angelegte Fahrt mit einem Bus der Linie 27 durch Linz, bei der die Passagiere einen anderen Blick auf die Stadt bekommen sollen. Das verspricht auch die integrative Theaterkompanie Back to Back bei ihrer Tour. Die Regisseurin Cornelia Scheuer – eine Rollstuhlfahrerin – bereitet mit dem führenden Rollstuhl-Rugbyteam „RSC Heindl OÖ“ ein Tanzstück mit dem Titel „Wenn ich träume, fangen Räder Feuer“ vor. Der neue Leitende Regisseur im Thalia Theater Hamburg Luk Perceval aus Belgien steuert zum Theaterfestival einen Semidokumentar-Film über Geschichten bei, die im Linzer Stollensystem verborgen liegen, das in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurde. Der Streifen enthält unter anderem ein Statement von Valie Export, die in ihrer Kindheit im Stollen war.

Zu den Koproduktionen zählt „A Hetz oder die letzten Tage der Menschlichkeit“ vom „Theater Hausruck“. Dieses will laut Intendant Chris Müller heuer nicht seine Trilogie zur Zeitgeschichte beenden, sondern Gegenwarts- bis Zukunftsbewältigung betreiben, indem insbesondere der Bereich Migration behandelt werden soll. Er sei in der Region vom Thema Arigona Zogaj beherrscht und sorge schon im Vorfeld für heftige Diskussionen. Den Besuchern soll von Wolfsegg aus eine spannende Busfahrt mit Videos, Interventionen, Tanzeinlagen und Expertenvorträgen geboten werden, bei der unter anderem „Maschek“ mitwirken. Die österreichische Cie Willi Dorner verlegt alltägliche Lebens- und Bewegungsgewohnheiten aus dem Bereich des privaten in den öffentlichen Raum. Auf dem Linzer Freinberg, der früher Ort von Exekutionen war, wird eine Amateurtheatergruppe zusammen mit dem Regisseur Christian Suchy und der Puppenspielerin Gerti Tröbinger „Da Deufö“, ein Stück über den unheilvollen Einfluss des Teufels, aufführen. Der französische Theaterdenker und Räumegestalter Jean Michel Bruyere wird die Thematik von Auffanglagern aufgreifen, mit denen Menschen die Freiheit entzogen wird.

Unter den Gastspielen befindet sich eine Show voller Lebensfreude des südafrikanischen Theatermachers Brett Bailey. Die einfachsten und ältesten Theaterformen präsentieren ein balinesisches Schattentheater sowie Aufführungen in der über 1.000 Jahre alten indischen Schauspieltradition „Kutiyattam“. Der türkische Schatten-Puppenspieler Cengiz Özek führt das Stück „Zauberbaum“ auf, zu dem auch, aber nicht nur Linzer mit türkischen Wurzeln eingeladen sind. Die brasilianische HipHop-Tanzkompanie „Membros“ setzt sich in drei Produktionen mit dem Thema Gewalt unter Männern, aus weiblicher Perspektive und den Möglichkeiten, die „Infektion Gewalt“ zu bekämpfen, auseinander.